Armut - Menschwerdung Gottes - Hl.Eucharistie

Der heilige Franziskus war zutiefst ergriffen von der Liebe und Demut Gottes. Gott, der Allmächtige, der Himmel und Erde erschaffen hat, wird aus Liebe zu uns Mensch. Er tritt in unsere Geschichte ein, um uns sein Leben zu schenken. Der Apostel Paulus drückt das in den sehr schönen Worten aus: "Denn ihr wisst, was Jesus Christus, unser Herr, in seiner Liebe getan hat: Er, der reich war, wurde euretwegen arm, um euch durch seine Armut reich zu machen." (2 Kor 8,9)

Diese Demut und Liebe Gottes hat Franziskus zutiefst berührt und so entdeckte er den Kern des Lebens nach dem Evangelium, nämlich die Armut. In den Einleitungskapiteln der bullierten, wie auch der nicht bullierten Regel, fordert er die Brüder auf „ohne etwas Eigenes“ zu leben, damit Gott sie ganz erfüllen kann. Für Franz von Assisi hat die Armut somit keinen Selbstzweck: Es geht nicht darum arm zu werden um der Armut willen, sondern Raum zu schaffen für die Liebe Gottes.

 

Die Brüder sollen frei sein von allen äusseren und inneren Bindungen, von denen der heilige Franziskus wie folgt spricht:

"In der heiligen Liebe, die Gott ist, bitte ich alle Brüder… alle Hindernisse zu beseitigen und alle Sorgen und Kümmernisse hintanzusetzen, um so nach besten Kräften mit geläutertem Herzen und reinem Sinn Gott dem Herrn zu dienen, ihn zu lieben, anzubeten und zu ehren, denn ihn verlangt über alles Mass. Ja, stets wollen wir in uns Wohnung und Bleibe bereiten ihm, der Gott ist, der Herr, der Allmächtige, Vater, Sohn und Heiliger Geist." (nicht bullierte Regel 22, 21-29) Das ist für Franziskus der Sinn der Armut. Es geht also um viel mehr als nur um eine materielle Armut. Das "sich nicht festmachen" an Dingen (Bsp. Reichtum, Luxus, Privilegien…) und Orten gehört zu unserem Leben als Franziskaner natürlich wesentlich dazu. So sind wir Brüder nicht an die Orte gebunden. Es kann daher gut sein, dass wir ein Haus aufgeben und an einen neuen Ort gehen. Auch leben die Brüder nicht ein Leben lang am gleichen Ort, sondern sie sind «Pilger und Fremdling», wie es der heilige Franziskus in seiner Regel schreibt. Auf der Seite Mission - Pilger und Fremdling werden wir noch näher darauf eingehen und auf der Seite Standorte findet ihr unsere derzeitigen Orte unserer Häuser. Es geht also Franz von Assisi nicht einfach um einen Verzicht, sondern um eine Grundhaltung des Minderbruders, die sich darin zeigt, dass wir nichts für uns zurückbehalten, damit Gott ganz aufgenommen werden kann, der sich uns ganz schenken möchte (Vgl. Brief an den gesamten Orden 2, 28-29). Darauf nimmt auch der Mitbruder und grosse Prediger, der heilige Bernhardin von Siena bezug, wenn er die Ordenskandidaten vor der folgenden Fehlmotivation warnt: "Wenn er (der Ordenskandidat) geteilten Herzens eintritt (fraudulenta), also zwar seinen Besitz Gott überlässt, nicht aber sein Herz, während bei Gott die umgekehrte Wertigkeit gilt, dann `verleugnet er sich selbst` (vgl. Lk 9,23) nicht."

Die Armut wird hoffentlich immer ein Stachel in unserem Leben als Franziskaner bleiben. Denn dieser Stachel hat mit unserem ganzen Leben zu tun und bedeutet nicht einfach nur Verzicht auf Materielles. Es geht um eine tiefe Lebenshaltung, die auf der Menschwerdung Gottes basiert, so wie es der Apostel Paulus im Brief an die Philipper auf den Punkt bringt: "Seid untereinander so gesinnt, wie es dem Leben in Christus Jesus entspricht: Er war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein, sondern er entäusserte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich." (Phil 2, 3-7)

In der Armut des heiligen Franz von Assisi geht es darum auf Jesus zu schauen und ihm zu folgen:

Sich nicht gross machen zu müssen, sondern klein zu werden wie Jesus. Sich nicht ständig selbst und seine Bedürfnisse in den Mittelpunkt zu stellen, sondern das Wohl des Ganzen zu sehen und sich dem Anderen gegenüber offen zu halten, weil man keinen Besitz verteidigen muss, weil man sich eben nicht auf Materielles oder anderen Besitztum (Vorstellungen, Ideen…) fixiert hat. "Es gibt eine Armut, die alle Bedürfnisse durchdringt. Sie ist arm in dem Masse, in dem sie gibt. Sie ist nicht arm wegen der Armen oder einer Solidarität mit den Armen, sondern wegen Gott, wegen des ewigen Lebens, dem man den grösstmöglichen Platz einräumen will, wegen Christus, dem einzigen Gut", so die Mystikerin Madeleine Delbêl.

Madeleine Delbêl beschreibt auf treffende Weise, worum es in der franziskanischen Armut geht: Es ist eine Armut die gibt, die dem armen Christus in den Mitmenschen begegnet und der dann auch in meine persönliche Armut mit seinem Reichtum einkehren kann. Daher hat der Dienst für die Armen eine hohe Bedeutung in unserem Leben. Zu unserem Dienst auf den Strassen in Zürich findet ihr auf unsere Seite Gassenarbeit nähere Infos. Doch unser Dienst bleibt nicht bei einer materiellen Solidarität stehen, sondern im Zentrum steht immer der konkrete Mensch, der auf verschiedene Weise liebende Hände, Augen und Ohren benötigt. So ist zum Beispiel unser Mitbruder Leonhard im Heilungs- und Befreiungsdienst tätig.

 

Die Armut ist also für Franz von Assisi immer zurückgebunden an die Armut des menschgewordenen Gottes Jesus Christus. Und daher ist für Franziskus auch die heilige Eucharistie die Quelle schlechthin. Die heilige Eucharistie ist Ausdruck der Grösse Gottes, die sich ganz klein und arm macht, um sich uns zu schenken und um unsere Liebe bittet: "Seht doch, täglich erniedrigt er sich, wie er einst vom königlichen Thron herab in den Schoss der Jungfrau kam. Täglich kommt er selber zu uns und zeigt sich in Demut. Täglich steigt er aus dem Schoss des Vaters in den Händen des Priesters herab auf den Altar. Und wie er sich den heiligen Aposteln im wirklichen Fleische zeigte, so zeigt er sich uns auch jetzt im heiligen Brot. Und wie diese beim Anblick seines Fleisches nur sein Fleisch sahen, aber glaubten, dass er Gott ist, weil sie ihn mit geistigen Augen schauten, so lasst uns, die wir mit leiblichen Augen Brot und Wein sehen, schauen und fest glauben, dass es lebendig und wahrhaftig sein heiligster Leib und sein Blut ist", so der heilige Franziskus. (Erm 1, 16-21)

Von daher ist auch die Feier der heiligen Eucharistie Quelle und Höhepunkt unseres Lebens als Franziskaner. Hier begegnen wir einer so grossen Liebe, die sich arm und zerbrechlich macht, um sich ganz uns zu schenken und reich zu machen. So feiern wir täglich zusammen die heilige Messe und verbringen ganz bewusst Zeit in der stillen eucharistischen Anbetung. Desweiteren organisiert jede unserer Gemeinschaften einmal im Jahr das sogenannte 40 stündige Gebet, eine vierzigstündige Anbetung, wo alle eingeladen sind, besonders um Berufungen und für die Anliegen der Welt zu beten. In Zürich und Näfels laden wir einmal pro Monat zu einem Barmherzigkeitstag ein.

Lassen wir uns von der Demut und Liebe Gottes neu ergreifen! Der heilige Franz von Assisi sagte daher einmal sehr treffend: "Wo Armut ist mit Fröhlichkeit, da ist weder Habsucht noch Geiz." (Erm 27,3) Der Dankbare und damit der Arme in Fröhlichkeit weiss sich beschenkt und getragen. Er muss nicht neidisch sein und versucht Gott in allem zu entdecken. Es ist eine tiefe Freude, eine Freude über diese Liebe Gottes zu uns Menschen, die so gross ist, dass sie sich finden lässt in unserem Leben, in unserem Alltag: in seinem Sohn Jesus Christus, in der Hl.Eucharistie, im Armen und Kleinen, in der Schöpfung usw. Wir laden dich ein mit uns weiter auf Entdeckungsreise zu gehen. Klicke auf Unser Leben.