Gott hat mich berufen! (Br.Hans Lenz)



Im Juni 1964 wurde ich geboren. Die Eltern tauften mich auf den Namen Johannes den Täufer, jedoch mein Rufname war einfach Hans. Meine Jungendzeit verbrachte ich mehrheitlich in der Äbtestadt Wil(SG), wo ich mit drei Geschwistern aufgewachsen bin. Hier ging ich auch in die Schule und machte eine Lehre als Elektromonteur.

Die Mutter hat uns den Glauben nahe gebracht. Regelmässig beteten wir zuhause den Rosenkranz und gingen am Sonntag in die Kirche, obwohl ich davon nicht immer begeistert war.

Bevor ich im Jahre 1984 die Rekrutenschule begann, ging ich noch in ein religiöses Jugendlager ins Wallis. Dort durfte ich während einer Hl. Messe eine Stimme in mir vernehmen, die mich fragte:

„Willst Du nicht Priester werden?"  

Diese Erfahrung liess mich einfach nicht mehr ruhig werden.

Nach einem Englandaufenthalt begann ich mit der Zweit-Weg-Matura in St. Gallen, um anschliessend ein Theologie-Studium in Angriff zu nehmen. Im Fach Latein war ich jedoch schnell am Ende meines Lateins, so dass ich diesen Weg wieder aufgegeben habe. Da mich der Ruf zum Priester werden einfach nicht mehr in Ruhe liess, habe ich noch einige Gespräche mit Geistlichen geführt, bis dann ein Priester gesagt hat, er kenne den Bischof, ich soll doch gleich zum Bischof gehen. So fand ich den Weg nach Chur.


Zuerst war ich beim Bischof Johannes Vonderach und anschliessend bei seinem Weihbischof Wolfgang Haas. Er fragte mich, ob ich schon einmal an einen Ordensberuf gedacht hätte. Da kam mir so spontan ein lebensfrohes Bild des heiligen Franziskus in den Sinn und so fand ich den Weg zu den Franziskanern.

Während meiner Zeit als Franziskaner habe ich die Ausbildung als Katechet gemacht und parallel theologische Kurse besucht. Im Sommer 1996 konnte ich den Dritten Bildungsweg an der Theologischen Fakultät der Hochschule Luzern mit Erfolg abschliessen. Ich war froh, dass ich diesen Weg des Theologiestudiums mit einem Mitbruder machen durfte, denn während dem Studieren der Theologie hatte ich eine starke Glaubenskrise. Jedoch dank dem regelmässigen Psalmengebet bei den Kapuzinern im Wesemlin durfte ich wieder den Weg zurück zum Glauben finden.

Das Pfarreipraktikum konnte ich in Zürich-Witikon absolvieren. In Chur besuchte ich den Pastoralkurs im Priesterseminar. Kirchenpolitisch waren dies sehr stürmische Zeiten. Am 23. Nov. 1996 durfte ich in der Kathedrale U.L.F. Maria Himmelfahrt in Chur zum Diakon geweiht werden durch Bischof Wolfgang Haas. Der Bibelvers, den wir zu diesem Anlass gewählt hatten: „Fürchte Dich nicht, du kleine Herde! (vgl. Lk 12,32)" Gibt und gab mir immer wieder neuen Mut.

Am 22. Juni 1997 durfte ich in meiner Heimatstadt Wil(SG) die Priesterweihe empfangen. Bischof Ivo Fürer weihte mich in der Stadtkirche St. Nikolaus zum Priester. Zu diesem Festtag haben wir folgenden Bibelvers ausgewählt: „Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt.(vgl. Joh 15,16)" Nur im Vertrauen darauf, dass Gott uns beruft und begleitet bin ich diesen Weg weitergegangen.

Die Primiz feierte ich am Hochfest Peter und Paul(29.Juni) in der Kirche St. Peter in Wil. Diese zwei Apostel Petrus und Paulus mussten um ihren Glauben kämpfen und ringen. Ich bin dankbar und stolz auf diese zwei Säulen unseres Glaubens.

 

Im März 1998 durfte ich die Ferien im Vatikan verbringen und dort in der Nähe vom Grab des Apostels Petrus die Hl. Eucharistiefeier zelebrieren, was für mich eine grosse Ehre war und mich mit Freude erfüllte, denn man konnte nicht alle Tage die Hl. Messe im Petersdom feiern!

Für meine Spiritualität als Priester ist mir bis heute folgender Text des Hl.Franziskus wichtig:

Der ganze Mensch erschaure, die ganze Welt erbebe, und der Himmel juble, wenn auf dem Altar in der Hand des Priesters Christus, der Sohn des lebendigen Gottes ist! O wunderbare Hoheit und staunenswerte Herablassung! O erhabene Demut! O demütige Erhabenheit, dass der Herr des Alls, Gott und Gottes Sohn, sich so erniedrigt, dass er zu unserem Heil unter der anspruchslosen Gestalt des Brotes verbirgt! (BrOrd 26-29)

Etwas von diesem Geheimnis auch an Kinder bei der 1. Hl. Kommunion weiterzugeben ist etwas Grosses und Wertvolles.