Fastenzeitgedanke: In Berührung sein mit Gott

Von der Schriftstellerin Eveline Hasler gibt es das Büchlein ‚Der Engel und das schwarze Herz‘. In der Geschichte geht es um den Engel Eleusius. Er wird von Petrus auf die Erde geschickt, in ein Kloster. Dort ist der Mönch, der für die Schwarze Madonna zuständig ist, verunfallt. Um ihn zu ersetzen, soll der Engel Eleusius -als Mönch verkleidet- in der Gnadenkapelle wirken. Eleusius macht dies mit Eifer und hält sich auch sonst gerne und lange in der Gnadenkapelle auf. Das fällt einem der Mönche auf und er fragt ihn eines Tages: ‚Eleusius, du betest viel. Hast du so viel zu wünschen?‘ Da antwortet ihm Eleusius: ‚Nein, ich wünsche nichts. Ich sitze einfach da und berühre die Ewigkeit.‘

Ich sitze einfach da und berühre die Ewigkeit. Das ist eine treffende Umschreibung, was Beten bedeutet: Da sein -vor Gott- still werden und damit die Ewigkeit berühren.

Beten ist nicht etwas, was ‚in‘ ist oder was einem leicht fällt. Manchmal hat man das Gefühl, es sei vergeudete/verplemperte Zeit; es bringe ja nichts. Man wird unruhig, weil man denkt, man könnte in dieser Zeit etwas Nützliches machen oder etwas, das interessant ist.

Dabei ist Beten die eigentliche Selbstverwirklichung. Man lebt in diesem Moment die tiefste Bestimmung: Ebenbild Gottes zu sein; man wendet das Herz Gott zu, und ist einfach Da – in Berührung mit Gott; mit der Ewigkeit. Man wendet sich vom ‚Ego‘ ab; man nimmt Gott wichtig; Ihn, der uns erschaffen hat, Dem wir alles verdanken – und merken dann, dass wir auch Ihm wichtig sind.

Als ich Kind war, nahm mich meine Mutter manchmal mit in die Stadt zum Einkaufen. Öfters gingen wir auch noch einige Momente in die Kirche. Nicht, weil wir etwas Bestimmtes zu bitten oder zu wünschen gehabt hätten. Nein, einfach, um ein paar Minuten Da zu sein, bei Gott.

In Berührung sein mit Gott. – In der Fastenzeit lesen wir im Evangelium, wie Jesus vom Geist in die Wüste geführt wird und dort vom Satan versucht wird; wie Er die Versuchung zurückweist. Die Versuchung: Alles andere ist wirklicher und wichtiger, als Gott; alles andere ist uns näher. Dagegen spricht Jesus die Wahrheit: ‚Das Reich Gottes ist nahe.‘ Gott ist nahe. Das ist es, was uns vor allem angeht. Wir können in Berührung sein mit dem Ewigen. Das ist Beten. Und daraus wächst ein Reden und Handeln, das hilft; das den anderen dient, weil die Kraft von Gott dahinter steht.

 

Vielleicht könnte man in diesem Sinn in der Fastenzeit das Beten neu entdecken. Die Ewigkeit berühren. Da, wo wir uns aufhalten, das färbt ab. Wer sich immer wieder mal bei Gott aufhält, auf den färbt Er gewissermassen ab. Den Mut haben, still zu sein – und die Ewigkeit zu berühren.

 

(Von Br.Raphael Fässler OFM, Maria Dreibrunnen)