Bericht von Br.Mathias Müller zur Reise nach Togo und Burkino Faso


Seit Anfang dieses Jahres bin ich verantwortlich für den Missionsverein der Schweizer Franziskaner.

Über die Missionszentrale in Bonn bekommen wir Projektvorschläge aus der franziskanischen Familie weltweit, für die wir dann in der Schweiz Geld sammeln. Ich habe also viel mit Entwicklungsprojekten zu tun, allerdings mehr auf dem Papier als in der Praxis.

Umso mehr habe ich mich über die Möglichkeit gefreut, zusammen mit Br.Matthias Maier, dem Präsidenten der Missionszentrale der Franziskaner in Bonn, einen 10-tägigen Besuch in Togo und Burkina Faso zu machen. 

Ziel dieser Reise war es die Brüder und Schwestern vor Ort kennenzulernen und Projekte zu besuchen, welche wir die letzten Jahre über unterstützt haben. Wir Schweizer Franziskaner haben durch unseren Alt-Missionar, Br. Benedikt Borer, natürlich auch einen besonderen Bezug zu diesen Ländern.

Für mich war es überhaupt die erste Reise nach Afrika. Schon im Voraus gilt es alle möglichen Impfungen einzuholen, Visen zu beantragen und Medikamente für alle Eventualitäten zu besorgen. Am 8. Oktober ging es mit dem Flugzeug via Brüssel nach Lomé, der Hauptstadt von Togo. Nach nur sechs Stunden Flug kommt man in eine ganz andere Welt: die Menschen, das Klima, der Lärm…Am Anfang bin ich mir wie in einem Traum vorgekommen.

Direkt am Flughafen sind wir von fr. Virgil, dem Provinzial abgeholt worden, mit dem wir dann die ganzen 10 Tage unterwegs waren.

Die Provinz «Verbe incarné» umfasst die Länder Togo, Burkina Faso, Benin, Elfenbeinküste und Ghana und zählt etwa 110 Brüder. Es ist eine junge Provinz, zerstreut auf mehrere Länder, mit vielen Brüdern in Ausbildung und permanenten Geldnöten, dementsprechend gross sind die

Herausforderungen.

 

Die ersten Tage waren wir im Haus der Philosophiestudenten in Adidogomé einem Stadtteil von Lomé. Wir wurden sehr brüderlich empfangen, Guardian vor Ort ist fr. Peter, einer der wenigen europäischen Missionare in der Provinz. Von dort aus haben wir verschiedene Orte besucht.

Das Programm war sehr dicht. Wir trafen viele Schwestern und Brüder und besichtigten ihre

Projekte: Waisenhäuser, Ambulanzstationen, Schulen, Heime, Ausbildungswerkstätten etc.

Ziel war es einerseits zu schauen wie die finanzierten Projekte laufen aber auch persönliche Kontakte aufzubauen, um in einen gegenseitigen Austausch zu kommen. Wir wollen ja nicht als die «grossen Entwicklungshelfer» sein, sondern Brüder, die Brüdern helfen.

Die franziskanischen Schwesterngemeinschaften leisten sehr viel im sozialen Bereich. Wir waren überall beeindruckt von den schönen und sauberen Anlagen und dem Engagement der Schwestern. Sie sind gut organisiert und laufen z.T. auch über Mutterhäuser in Europa.

Bei den Brüdern scheint es oft ein bisschen chaotischer, es ist zwar auch viel guter Wille da, aber in der Umsetzung harzt’s halt oft ein wenig. Sie haben aber auch als Provinz eine andere Herausforderung, sie stehen erst seit etwa zehn Jahren auf eigenen Beinen und ihre grosse Sorge sind die Finanzen, gerade auch weil sie im Moment viele Brüder in Ausbildung haben.

Die Provinz hat viele Berufungen und bemüht sich die jungen Brüder umfassend

auszubilden. Das Postulat findet in einer Gemeinschaft mit Schwerpunkt «Agropastoral», d.h. Landwirtschaft statt, wo die Brüder anzupacken lernen im Garten und in der Tierzucht.
Das Noviziatshaus ist in Dapaong, im Norden von Togo und bildet eine eigene Gemeinschaft. Anschliessend geht’s zum Philosophiestudium, bzw. zur Berufsausbildung nach Lomé.
Eine Besonderheit ist, dass nach dem ersten Studienabschnitt nochmals ein franziskanisches Jahr

eingelegt wird mit Sozial- und Pfarreieinsatz, franziskanischer Spiritualität und einer Zeit in der Einsiedelei.
Nach diesem Jahr erfolgt dann das Theologiestudium in der Elfenbeinküste. Viele Brüder befinden sich auch in der Ausbildung zu landwirtschaftlichen oder handwerklichen Berufen, mit dem Ziel Häuser aufzubauen, die Einkommen aus einem Handwerk oder der Landwirtschaft erzielen.

 

Unsere Reise startete ganz im Süden von Togo, direkt am Meer und von dort ging es dann nordwärts bis nach Burkina Faso, was schon nahe an der Sahelzone ist. Entsprechend wandelte sich auch das Klima von feuchtheiss bis nur noch heiss. Auch die Natur wurde zunehmend karger. In Dapaong, im Norden von Togo machten wir nochmals Station und besuchten u.a. auch die Pfarrei von Nadjundi, wo Br. Benedikt als Missionar tätig war.
Gleich im Innenhof begegnete mir ein gläubiger Christ, der sich noch sehr lebhaft an fr. Aloys (Br.Benedikt Borer) erinnerte und er meinte, dass er ihm unbedingt einen Brief schreiben soll.

 

Die zweite Hälfte unserer Reise waren wir in Burkina Faso, einem Land, das in den letzten Jahren einige Fortschritte gemacht hat, nun aber immer mehr von Jihadisten/Banditen-Einfällen vom Norden her bedroht wird. Es gibt viele Strassenkontrollen und eine dementsprechende Verunsicherung, was die Zukunft angeht.

Wir waren mehrere Tage in Korsimoro, einer kleinen Ortschaft, wo die Brüder eine Pfarrei betreuen und fr. Maurice eine Lehrlingswerkstatt führt. Ganz in der Nähe befindet sich auch das vom Missionsverein mitfinanzierte Regenrückhaltebecken. An diesem Ort durfte ich ein paar ruhige

Tage verbringen und kriegte so auch einen Einblick in das Alltagsleben.

Was mich am meisten beeindruckt hat in Afrika, ist die Freude ausgedrückt im Gesang und Tanz. Das Stundengebet wird oft mit Trommeln begleitet und fast alle Psalmen werden gesungen. Bei besonders feierlichen Messen wird auch getanzt und dazwischen gibt’s dann immer wieder diese Jauchzer, die ein bisschen an einen Jodler erinnern. Es herrscht natürlich auch ein ganz

anderes Zeitgefühl, man ist weniger verplant und nimmt sich Zeit einander zu begegnen. Nach der Messe trifft man die Gläubigen und schwatzt mit jedem ein paar Worte. Man grüsst sich auf der Strasse und fragt nach dem Wohlergehen. Der soziale und familiäre Zusammenhalt ist hier ganz wichtig und ich denke, dass ist auch der Reichtum Afrikas.

Es besteht natürlich die Gefahr, dass man durch so einen kleinen, sehr subjektiven, Einblick Vieles «romantisiert» und «verklärt». Die Begegnung im Flugzeug mit einem Schweizer, der seit über 8 Jahren in Burkina Faso lebt, bringt einem auch wieder auf den Boden der Realität zurück.

Das Land leidet natürlich unter vielen Problemen: Korruption und dementsprechend viel

Ineffizienz, Konflikte und Auseinandersetzungen, soziale und materielle Not etc.

Viele Jahrzehnte Entwicklungshilfe, die nur sehr langsam was verändert. Ein grosses Bevölkerungswachstum, das jeden wirtschaftlichen Fortschritt gleich wieder «auffrisst».

 

Hat es da überhaupt einen Sinn weiterzumachen?

Ja, denn die Alternative wäre zuzuschauen und nichts zu tun und die Menschen ihrem Schicksal zu überlassen. Mit unserem Missionsverein unterstützen wir unsere franziskanischen Brüder und Schwestern vor Ort, die im Kleinen versuchen für Menschen in Not da zu sein.

Ich denke genau das ist auch unsere Berufung als Franziskaner: Menschen neue Hoffnung und Freude zu vermitteln. Genau darin hat mich diese Reise nach Togo und Burkina Faso auch gestärkt. Deo gratias! Br.Mathias Müller