Zum Maimonat: Maria und Franziskus

Der hl. Franziskus zeigt Zeit seines Lebens eine innige und tiefe Liebe zur Gottesmutter Maria. Er strebt danach ‘in der Schule Mariens’ noch besser in der Christusnachfolge zu leben.

Der erste Biograph berichtet uns: «Die Mutter Jesu umfing er mit unsagbarer Liebe, weil sie uns den Herrn voll Majestät zum Bruder gemacht hat. Ihr widmete er besondere Lobpreisungen, an sie richtete er Bittgebete, ihr weihte er Herzensanmutungen, so zahlreich und so innig, wie sie eine menschliche Zunge gar nicht auszusprechen vermöchte. Aber, was unsere höchste Freude ist, er bestellte sie zur Schutzherrin des Ordens und vertraute ihrem Schutzmantel seine Söhne an, …damit sie dieselben betreue und beschütze bis ans Ende.» (aus 2 Celano 298)

 

Für die grosse Marienverehrung des Poverellos gibt es mehrere Gründe. Der erste und wichtigste Grund ist die Gottesmutterschaft Mariens. Darauf weist der eben dargelegte Text des Biographen Br. Thomas von Celano. Für Franziskus war die Menschwerdung des Gottessohnes das Fundament seines ganzen Lebens. Er bemühte sich mit allen Fasern, den Fussspuren seines Herrn und Meisters, des menschgewordenen Wortes, nachzufolgen. Dabei musste er doch mit dankbarer Liebe jener Frau begegnen, die uns Gott nicht nur menschlich greifbar und spürbar nahebrachte, sondern uns auch «den Herrn voll Majestät zum Bruder gemacht hat.» Sie grüsst Franziskus so ehrfurchtsvoll in seinem Mariengruss, der wohl im kleinen Kapellchen von Portiunkula, in S. Maria degli Angeli entstanden und das ja ‘Mutterhaus’ der Franziskaner ist:
«Sei gegrüsst du sein Palast, sei gegrüsst du sein Zelt, sei gegrüsst du seine Wohnung, sei gegrüsst du sein Gezelt…»

Ein weiterer Grund der Liebe zu Maria ist für den hl. Franz das Beispiel ihres Glaubens und ihres Handelns. Sie ist uns darin allen Vorbild und Modell. Deshalb sagt der Heilige aus Assisi im Gruss an die Selige Jungfrau Maria am Anfang:
«Sei gegrüsst heilige Herrin, hl. Königin, hl. Gottesmutter Maria, die du bist Jungfrau zur Kirche geworden und erwählt vom heiligsten Vater im Himmel, die Er geweiht hat mit Seinem heiligsten geliebten Sohn und dem Heiligen Geiste, dem Tröster, der war und ist, und alle Fülle der Gnade und jegliches Gute…» 


Wir werden durch den hl. Franz eingeladen Maria die Mutter Jesu nachzuahmen, die voller Gnade ist. Sie hat in der Stunde von Nazareth Gott ihr Ja geschenkt und hat es nie mehr zurückgenommen. So ist sie zur «Jungfrau und Kirche» geworden. Das bedeutet für den Heiligen aus Assisi nichts anderes als den Fussspuren Jesu nachzugehen, Ihm immer ähnlicher zu werden. Der Kontakt zu Maria mindert nicht den Kontakt zu Christus, im Gegenteil: Maria führt zu Christus! Für Franziskus bilden Jesus und Maria eine Einheit. Sie sind deshalb untrennbar in den Gedanken und im Leben des Poverellos. Dazu sagt ein Mitbruder:
«Christus der Gekreuzigte und Maria von den Engeln sind die grosse Liebe des hl. Franziskus. Zwei zärtliche Lieben, die in seine Seele eingegossen sind.»
(P. Ciccarelli)

Wenn Maria, wie Franziskus sagt, unsere Schutzherrin ist, wollen wir uns ihr, die die Mutter der Kirche ist, in besonderer Weise anvertrauen; denn sie will nichts anderes als uns mit all ihrem Handeln und Tun zu Christus ihrem Sohn führen. Franziskus hat sich in seiner Liebe zu ihr ganz und gar von ihr leiten lassen. Tun wir es ebenso!

(Autor: Br.Gottfried Egger ofm)